Was ist Nachstellung?
Die Nachstellung nach § 238 StGB bezeichnet das wiederholte und beharrliche Verfolgen, Belästigen oder Bedrohen einer Person, das die betroffene Person in ihrem Leben erheblich beeinträchtigt und sie dadurch in ihrer Lebensführung einschränkt oder ängstigt.
Tatbestand der Nachstellung (§ 238 StGB):
Nachstellung liegt vor, wenn eine Person durch wiederholte Handlungen (z. B. unerwünschte Kontaktaufnahme, Beobachtung oder Verfolgung) eine andere Person in ihrem Leben beeinträchtigt und diese Person sich dadurch verängstigt, bedroht oder belästigt fühlt.
Beispiele für Nachstellung:
1. Häufige unerwünschte Anrufe und Nachrichten
Eine Person ruft immer wieder an oder schickt wiederholt Nachrichten (per SMS, E-Mail oder über soziale Netzwerke) an jemand anderen, obwohl dieser deutlich macht, dass er keinen Kontakt möchte. Trotz mehrfacher Aufforderung hört der Täter nicht auf, die betroffene Person zu belästigen.
2. Verfolgung der Person
Ein Täter folgt einer anderen Person auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln, auch wenn diese Versuche unternimmt, sich zu entfernen oder den Kontakt zu vermeiden. Es wird bewusst ein Stalking-Verhalten an den Tag gelegt, das die betroffene Person emotional belastet.
3. Aufdringliches Erscheinen am Arbeitsplatz oder zu Hause
Der Täter taucht regelmäßig an der Wohnung oder dem Arbeitsplatz der betroffenen Person auf, ohne eingeladen oder erwartet zu werden. Auch das Abwarten vor dem Gebäude oder das Verfolgen von der Arbeit zum Heimweg ist eine Form des Stalkings.
4. Häufiges Zusenden von Geschenken oder Briefen
Ein Stalker schickt kontinuierlich unerwünschte Geschenke oder Briefe, in denen er seine Zuneigung ausdrückt oder die betroffene Person bedrängt. Selbst nachdem die Person mitgeteilt hat, dass sie kein Interesse hat, setzt der Täter sein Verhalten fort.
5. Online-Nachstellung
Ein Täter verfolgt und belästigt eine Person kontinuierlich über soziale Netzwerke, indem er sie ständig mit Kommentaren, Nachrichten oder Likes überflutet. Er erstellt gefälschte Profile, um an persönliche Informationen zu gelangen, oder stellt kompromittierende Informationen online.
6. Psychische Belästigung
Jemand belästigt eine andere Person durch das ständige Erscheinen an bestimmten Orten, das Erzeugen von Angst oder das Drohen mit zukünftigen Handlungen, ohne es physisch zu tun. Die betroffene Person fühlt sich ständig unter Beobachtung und gefährdet.
7. Missbrauch der eigenen Position (z. B. als ehemaliger Partner)
Ein ehemaliger Partner beginnt, die andere Person durch ständiges Überwachen oder ständige Kontaktversuche zu belästigen, obwohl diese den Kontakt abgebrochen hat und keine Kommunikation wünscht.
Welche Strafe gibt es für Nachstellung?
Strafrahmen für Nachstellung (§ 238 StGB):
- Reguläre Strafe:
- Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder
- Geldstrafe
- Besonders schwerer Fall: Wenn durch das Nachstellen erhebliche psychische Belastungen für das Opfer entstehen oder der Täter in besonders unangemessener Weise agiert (z. B. bei wiederholtem Stalking über einen längeren Zeitraum, besonders gravierenden Auswirkungen auf das Opfer), kann die Strafe verschärft werden.
- Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 5 Jahren
Weitere rechtliche Konsequenzen für den Täter:
- Kontakt- oder Annäherungsverbot: Das Gericht kann dem Täter ein Kontaktverbot oder Betretungsverbot auferlegen, um das Opfer zu schützen.
- Zivilrechtliche Klagen: Das Opfer kann in bestimmten Fällen auch Schadensersatzansprüche geltend machen, wenn durch das Nachstellen Schäden entstanden sind (z. B. psychische Belastung oder Verletzung der Privatsphäre).
Was tun bei einer Vorladung oder Anklage wegen Nachstellung?
Nehmen Sie schnellest möglich nach der Vorladung oder der Anklage Kontakt zu Rechtsanwalt Jähnig – Fachanwalt für Strafrecht aus Osnabrück auf. Wir werden die notwendigen Informationen sammeln und unterstützen Sie im Umgang mit den Strafverfolgungsbehörden.